Sauber F1 Team – James Key: «Rennstrategien werden komplizierter»

Share

Guter Auftritt – Sergio Perez im Sauber-Ferrari bei einer Roadshow in Mexiko  

Guter Auftritt – Sergio Perez glänzt im Sauber-Ferrari bei einer Roadshow in Mexiko und auch bei den Testfahrten in Barcelona.

Die Winter-Testfahrten sind beendet. Das Sauber F1 Team hat mit erfreulich schnellen Zeiten auf sich aufmerksam gemacht. James Key, Technischer Direktor des Teams, bewertet die Testfahrten und spricht über Erwartungen, Reifen und Fahrer.

Das Team hat an den 15 Testtagen in Valencia (3), Jerez (4) und Barcelona (8) insgesamt 5.841 Kilometer mit dem neuen Sauber C30-Ferrari zurückgelegt. Kamui Kobayashi sass 2.885 km am Steuer, Sergio Pérez 2.956 km. Gegen das Testende trumpfte der Mexikaner mit der drittbesten Zeit hinter Überraschungssieger Michael Schumacher (Mercedes) und Alonso (Ferrari) auf. Kabayashi fuhr die 9. Zeit von 24 Piloten.

 

Der Technische Direktor des Sauber F1 Teams, James Key, sieht der Saison 2011 optimistisch entgegen
Der Technische Direktor des Sauber F1 Teams, James Key, sieht der Saison 2011 optimistisch entgegen

Wie ist das Team auf die Saison 2011 vorbereitet?

James Key: «Ich denke, wir sind vernünftig vorbereitet, wir haben bei den vier Tests eine Menge erledigen können. Es gab viel zu lernen, vor allem über die neuen Reifen, aber auch in Sachen KERS, Heckflügel und Aerodynamik. Das Team und die Fahrer haben sehr gut gearbeitet, um möglichst viel über das Verhalten der Reifen und des Autos zu lernen und beides zu verstehen.»

 

Welchen Eindruck haben Sie bezüglich der Zuverlässigkeit des Autos?

Key: «Generell war die Standfestigkeit in Ordnung. Wir hatten ein wiederkehrendes Problem und sonst Kleinigkeiten, wie sie beim Test gelegentlich auftreten, Dinge, die man leicht aussortieren kann. Wir sind auf nichts gestossen, was Konstruktionsänderungen oder ein Umdenken in speziellen Bereichen erfordert hätte.»

 

Wie schätzen Sie die Leistungsfähigkeit des Sauber C30-Ferrari ein?

Key: «Die Leistungsfähigkeit ist schwer zu beurteilen, denn sie ist relativ zur Konkurrenz. Wir waren ehrlich mit unserer Art zu testen. Wir sind nur an den letzten beiden Testtagen in Barcelona geringere Spritmengen gefahren, was uns etwas mehr Anhaltspunkte gegeben hat, wo wir mit dem Auto stehen. Wir sind zufrieden mit den Fortschritten, die wir in bestimmten Bereichen im Vergleich zum Vorjahresauto erzielt haben. Und das grosse Paket, das wir für den Saisonauftakt vorbereitet haben, hat wie erhofft funktioniert. Jetzt kommt es darauf an, mit Schwung weiterzuentwickeln und schnellstmöglich die nächsten Neuerungen zu bringen. Wir haben einige grössere Entwicklungspakete geplant und wollen schon zum zweiten Rennen neue Teile bringen.»

 

Wie würden Sie die Charakteristik der neuen Reifen von Pirelli beschreiben und wie werden diese die Rennstrategien beeinflussen?

Key: «Die Eigenschaften weichen recht stark ab von dem, was wir vom früheren Reifenausstatter gewohnt waren, aber ich denke, das ist so beabsichtigt. Über längere Distanzen erfordern die Reifen ein umsichtiges Management, und das wird unter Rennbedingungen entscheidend sein. Es gibt verschiedene Wege, damit umzugehen, und wir müssen sehen, welche Strategien in den ersten Rennen entwickelt werden, um die Reifennutzung zu optimieren. Die hinteren Reifen sind belastbarer als wir zunächst annahmen. Das ist erfreulich, denn nach der ersten Datenansicht wirkten sie recht schwach. In vielerlei Hinsicht entspricht die Charakteristik der Reifen unseren Erwartungen, und so ist die Balance des Fahrzeugs nah an dem, was wir uns vorgestellt hatten. Die Reifen sind sensibel. Auf der ersten Runde ist die Haftung ziemlich hoch, aber dann muss man haushalten. Eine gute Sache finde ich, dass der Unterschied zwischen den beiden Mischungen sehr klar ist. Das war in den zurückliegenden Jahren nicht der Fall.»

 

Gewinnt die Boxenmannschaft noch weiter an Bedeutung?

Key: «Wir werden kompliziertere Strategien sehen. Es wird mehr Boxenstopps geben, und die Mannschaft steht unter höherem Druck. Sie muss nicht nur jeden einzelnen Stopp so schnell wie möglich erledigen, sie muss auch sehr schnell reagieren, wenn sich der Bedarf oder die Möglichkeit zum Reifenwechsel in einer kritischen Phase des Rennens ergeben. Auch für die Ingenieure an der Boxenmauer werden Strategieentscheidungen schwerer vorhersehbar als bisher. Ich bin sicher, wir werden in den ersten Rennen eine Menge dazulernen.»

 

Der Sauber-Ferrari C30 hat sich vor der Saison als gute Konstruktion empfohlen.
Der Sauber-Ferrari C30 hat sich vor der Saison als gute Konstruktion empfohlen.

Welchen Eindruck haben Sie von Sergio Pérez, dem Neuling im Team?

Key: «Wenn man sich anschaut, wo er Anfang Februar beim ersten Test stand und wo wir heute nach nur sechs Wochen angelangt sind, hat er enorme Fortschritte gemacht. Seine Rückmeldungen haben von Test zu Test an Klarheit gewonnen, und sein Vertrauen ins Auto ist erheblich gewachsen. Er hat eine gute Leistung abgeliefert, als wir in Barcelona mit ihm eine Renn- und Qualifying-Simulation absolviert haben. Er fuhr das Auto zum ersten Mal mit geringem Kraftstoffgewicht und neuen Reifen und hat das gut umgesetzt.»

 

Wie geht Kamui Kobayashi mit seiner neuen Rolle im Team um?

Key: «Sehr gut und professionell. Bei der Richtungsfindung für die Weiterentwicklung des Autos spielt er eine sehr proaktive Rolle. Er gibt uns gute Einblicke in den Stand der Dinge aus Fahrersicht.. Er muss sich noch etwas an die neuen Reifen gewöhnen. Sergio kennt die letztjährigen Reifen nicht. Insofern ist die Anpassung für einen Piloten, der im vergangenen Jahr schon in der Formel 1 fuhr, schwieriger als für einen Neuling. Aber auch in dieser Hinsicht leistet Kamui gute Arbeit, und wir wissen ohnehin aus dem Vorjahr, dass wir uns sowohl beim Testen als auch am Rennwochenende auf ihn verlassen können. Es ist eine Freude, mit ihm zu arbeiten.»

Leave a comment

Your comment