Erster Fahrbericht mit dem Opel Ampera – ein vielversprechendes Stück Zukunft

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Elektroautos sind in aller Munde. Trotz allgemeiner Euphorie ist die Verunsicherung jedoch gross, die Volksmeinung gespalten: zu teuer, zu geringe Reichweite, zu wenige Prestige. Mit dem ab Ende Jahr erhältlichen Opel Ampera, dem Schwestermodell des ebenfalls im Spätherbst erscheinenden, technisch weitgehend identischen Chevrolet Volt, soll nun alles anders und besser werden.

Der elektrische Opel Ampera fühlt sich beim Fahren so an, wie er aussieht: innovativ und zukunftsweisend
Der elektrische Opel Ampera fühlt sich beim Fahren so an, wie er aussieht: innovativ und zukunftsweisend. Marktstart ist im Herbst 2011.

Der neue Opel Ampera hat gute Erfolgschancen, er ist in jeder Beziehung ein hochgradig spannendes Auto. Das Design signalisiert zukunftsgerichtete Innovation. Von den alternativen Elektrovehikel der ersten Stunde, hat er sich optisch und technisch meilenweit entfernt. Als Besitzer eines Ampera wird man in keinster Weise belächelt werden, sondern unverhohlen benieden. Mit dem Ampera auf Testfahrt im Umfeld von Dübendorf fühle ich mich als Trendsetter und technologischer Pionier. Opel Schweiz Direktor Adrian Brodbeck freut sich bereits über rund 100 Vorbestellungen: «Das Interesse ist gross. Etwa die Hälfte der konkreten Bestellungen kommt von Privaten».

Testfahrt im Opel Ampera: Die Zukunft ist heute.
Testfahrt im Opel Ampera: Die Zukunft ist heute.

Ist er nun ein Hybrid-Fahrzeug oder ein Elektromobil? Beides ist richtig. Allerdings funktioniert er völlig anders als bisherige Hybrid-Fahrzeuge. Er fährt immer rein elektrisch. Das heisst, dass die Antriebskraft von Elektroantrieben generiert wird. Die Energie dazu bezieht er von einer rund 200 Kilo schweren, T-förmigen Lithium-Jonen-Batterieeinheit im Fahrzeugboden. Aufgeladen wird diese ausschliesslich am Netz. Entweder zu Hause oder unterwegs. In jedem Fahrzeug ist ein Ladegerät mit entsprechendem Stecker, das die Batterie je nach abgesicherter Stromstärke mit 4 bis 14 Ah auflädt. Die Minimaldauer für eine volle Ladung beträgt vier Stunden. Energie wird überdies auch durch die Rückgewinnung der Bremsenergie gewonnen.

Der Opel Ampera kann auch auf der Autobahn locker mithalten.
Der Opel Ampera ist hochwertig und modern und er kann auch auf der Autobahn locker mithalten.

Für rein elektrisches Fahren reicht der Stromvorrat bis zu 60 Kilometer, wobei die Elektroreichweite stark vom Gasfuss des Fahrers, von den Temperaturen, der Topographie und von den eingeschaltenen Verbrauchern abhängt. Beim Ampera muss man in Sachen Komfort auf rein gar nichts verzichten. Entsprechend viele Stromfresser sind an Bord: Klimaautomatik, Audio-Anlage mit Bose-Lautsprechern, Sitzheizung und vieles mehr.

Sollte die Stromreserve während der Fahrt zur Neige gehen, tritt ein Benzinmotor mit Generator in Aktion. Der Vierzylinder mit 68 PS dient ausschliesslich der Stromproduktion und dreht immer mit optimalem Wirkungsgrad, um die vom Elektromotor momentan geforderte Energienachfrage zu befriedigen. Im Normalfall dreht er mit konstanten 1500/min und ist nur von wachsamen Ohren zu orten. Bei Vollast schwillt seine Drehzahl auf akustisch immer noch zurückhaltende 4500/min an.

Je nach Fahrprogramm kann nun die Energie solange Vorrat von der Batterie bezogen werden oder gezielt vom Generator. Zum Beispiel bei Autobahnfahrten, um Batteriepower für Stadtfahrten und durch spezielle Umweltzonen aufzusparen.

Im Alltag spürt der Fahrer von der komplexen Technologie wenig. Der Opel Ampera fährt sich fast wie ein ganz normales Auto. Das Platzangebot ist gut, allerdings gibt es nur vier Sitzplätze. Die hinteren Einzelsitze sind abklappbar und schaffen so eine grosse Ladefläche. Das Interieur ist modern und bietet dem technisch Interessierten viele Anzeigen über den Energiehaushalt und den Verbrauch, die Reichweiten, die Effizienz der eigenen Fahrweise, den Verbrauch von Klimaanlage und Heizung, die Ladedauer und das nicht genutzte Sparpotential.

Man freut sich über ein sehr angenehm zu fahrendes, hochwertiges Mittelklassefahrzeug. Die elektrische Servolenkung verfügt über eine gute, straffe Rückmeldung, das Handling ist ausgewogen und die Traktion schien uns zumindest auf trockener Fahrbahn gut. Die Abstimmung ist ein gelungener Mix aus Sportlichkeit und angenehmem Reisekomfort. Auch beim Temperament wird man im Opel Ampera nicht enttäuscht. Da die 273 Nm Drehmoment des Elektromotors schon aus dem Stand voll verfügbar sind, erlebt man eine geradezu fulminante Beschleunigung. Und da es keine Schaltpausen gibt, fühlt man sich wie bei einem Flugzeugstart. Das fehlende Motorgeräusch stört im Normalfall nicht, da sind auch bei normalen Autos die Abroll- und Windgeräusch präsenter als der Motor.

Und wieviel verbraucht nun ein Ampera auf 100 km/h? Schwer zu sagen. Das hängt extrem vom Einsatz ab. Pendelt der Kunde ausschliesslich elektrisch, ist der Benzinverbrauch im Idealfall fast 0 l/100 km. Fährt er mehrheitlich Langstrecken auf Autobahnen, dürfte der Benziner rund 4,5 l/100 konsumieren. Aber dafür ist er nicht gemacht. Sein Revier sind Agglomeration wie das Schweizer Mittelland und da fühlt er sich ausgesprochen wohl.

Weitere Neuheiten von OPEL:
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Opel Zafira Tourer

Je nach Stromstärke dauert das vollständige Laden des Opel Ampera 4 bis 12 Stunden.
Je nach Stromstärke dauert das vollständige Laden des Opel Ampera 4 bis 12 Stunden.

ST E C K B R I E F
Opel Ampera

Konzept: Fliessheck-Limousine mit 5 Türen und 4 Sitzplätzen, Elektroantrieb auf die Vorderräder, Benzinmotor als Stromproduzent (Range Extender)
Motoren: Elektromotor AC Synchron mit 111 kW, 273 Nm, Generator 55 kW, 4-Zylinder-Benziner, 1398 ccm, 86 PS
Energiespeicher: Li-Ion-Batterie 16 kWh
Kraftübertragung: Direktantrieb, ESP
Fahrleistungen (Werk): 0 – 100 km/h 9,0 s, Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Elektro-Reichweite (Werk): je nach Fahrweise, Topografie, Temperatur und eingeschalteten Verbrauchern 40 bis 60 km, Verbrauch: je nach Einsatz 0 bis 6,4 l/100 km
Masse/Gewichte: Länge/Breite/Höhe 450/179/143 cm, Radstand 268,5 cm, Leergewicht: ab 1715 kg, Gepäckraumvolumen: 300 Liter, erweiterbar
Listenpreis: ab 55’900 Franken

Opel Ampera: Das blaue T-förmige im Wagenboden ist die Batterie. Gefahren wird immer elektrisch
Opel Ampera: Das blaue T-förmige im Wagenboden ist die Batterie. Gefahren wird immer elektrisch

Comments (2)

Lienhard FredyJuni 8th, 2011 at 16:45

Lieber Stefan
Wir glauben nicht alles
Herzliche gruesse aus dem Quattroporte
Mario am Steuer, Fredy auf dem Rücksitz und Markus auf dem Beifahrersitz

sluescherJuni 8th, 2011 at 16:57

Aus der Optik eines Quattroporte kann ich eine gewisse Skepsis schon nachvollziehen. Aber vielleicht treibt dessen V8 auch irgendwann einen Generator an….

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