Mazda Skyactiv Hybrid und Elektro mit Range Extender: Mazda zündet die zweite Stufe
Das Skyactiv-Konzept beinhaltet leichtere Fahrzeuge und unkonventionell verdichtete Motoren. In einer zweiten Phase kommen ein Hybrid, ein Gasmodell, noch extremere Verdichtungsverhältnisse und ein Elektrofahrzeug mit Wankel-Range-Extender dazu.
Von Stefan Lüscher
Gestärkt aus der Krise! Mazda hat mit dem Skyactiv-Konzept die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Das wirkt sich auch in der Schweiz aus. Mit einem Plus von 6,2% in einem aktuell um 7,1% rückläufigen Schweizer Neuwagenmarkt ist Mazda eine der aktuell erfolgreichsten Marken.
Und die Erfolgsgeschichte soll weiter gehen. Bald sollen weitere Stufen des Skyactiv-Konzepts gezündet werden. Auf dem japanischen Markt wurde soeben der Mazda3 Hybrid lanciert, den wir im Rahmen der Tokyo Motor Show probefahren durften. Was Mazda als Vorzug herausstreicht: Er sieht nicht wie ein Hybridfahrzeug sondern wie der normale Mazda3 aus. Auch beim Fahren spürt man kaum Unterschiede, der Skyactiv-Benziner agiert so leise, dass man ausser im Stand kaum mitbekommt, wann er sich zuschaltet.
Am Stück sind rund zwei Kilometer rein elektrisches Fahren möglich, dann schaltet sich der Benziner zu und für weitere, elektrische Wegstrecken muss wieder Bremsenergie gebunkert werden. Beim Dahinrollen schaltet sich der Benziner auch bei höheren Geschwindigkeiten ab und im Stand mit dem schnell agierenden iStopp-Stopp-Start-System sowieso.
Mit dieser Ausrichtung orientiert sich Mazda am Konkurrenzmodell Toyota Prius. Aus dem 2-Liter-Skyactiv-Benziner mit 99 PS und einer Verdichtung von 14:1 sowie einem Elektromotor mit 82 PS, schöpft der Mazda3 Hybrid wie der Toyota Prius eine Systemleistung von 136 PS. Als Kraftübertragung dient ein stufenloses CVT-Getriebe. Bei einem Fahrzeuggewicht von 1390 kg soll der Verbrauch mit 3,25 l/100km nochmals deutlich sparsamer als beim Toyota sein.
Eine Markteinführung in Europa ist vorläufig nicht vorgesehen, da Mazda die Verbrauchsvorgaben der Gesetzgeber auch so erreicht. Technologisch sind die Japaner aber allzeit bereit. Das gilt auch für eine in Tokyo präsentierte CNG-Gasversion. Dazu Skyactiv-Strategie-Manager Hidetoshi Kudo: «Im Gasbetrieb profitieren wir von der hohen Verdichtung unserer Skyactiv-Motoren von 14:1, da Gas über 130 Oktan verfügt. Wir können unsere Komponenten auch für jede Art von lokal produzierten Gassorten auf der ganzen Welt anpassen und so einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten.» Mittelfristig wollen die Ingenieure die Verdichtung sogar noch anheben. Von einem Verhältnis bis 18:1 versprechen sie sich abermals eine Verbrauchsreduktion von rund 30%.
Ebenso zukunftsträchtig ist das auf einem Mazda2 basierende Elektrofahrzeug Demio EV mit Range Extender. Es verhilft dem von Mazda-Gründer Jujiro Matsuda in den 60er-Jahren in Lizenz gekauften Wankel-Motor zu einem unverhofften und äusserst cleveren Comeback. 1967 wurde der erste Mazda Rotary-Motor im Cosmo Sport eingesetzt. 1991 siegte Mazda mit der Drehscheiben-Technologie sensationell beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans. Jetzt soll ein winzig kleiner, horizontal eingebauter Einscheiben-Rotary-Motor das grösste Handicap der Elektrofahrzeuge, die Reichweitenangst, besiegen.
Bei der kurzen Testfahrt in Yokohama verblüfft und überzeugt die neue Technologie. Aus 330 ccm generiert das leise und angenehm schnurrende Motörchen 38 PS bei (für ein Wankel-Triebwerk niedrigen) 6000/min. Damit produziert es über einen Generator Strom für die Batterien und den Antrieb. Das Gewicht der kompakten, im Kofferraumboden montierten Range-Extender-Einheit beträgt rund 100 kg. Mit ihm und einem knapp 10 Liter fassenden Tank soll sich die Reichweite des Mazda2 EV um rund 200 km verlängern lassen.
Diese kann sich auch so sehen lassen. Eine im Wagenboden vor der Hinterachse platzierte Batterieeinheit mit 20 kWh Kapazität sorgt für eine reine Elektroreichweite von rund 200 km, das macht dann total 400 km. Das Fahrzeuggewicht des Mazda2 EV beträgt 1327 kg, das Ladevolumen bleibt bis auf die Reserveradmulde unverändert. Während Audi ein ähnliches Projekt mit einem vertikalen Wankel-Range-Extender inzwischen wieder gestoppt hat, sind von Mazda in Japan bereits 100 Fahrzeuge sind für einen Langzeit-Praxistest ausgeliefert worden.
Wann, ob auch in Europa und zu welchem Preis der Elektro-Mazda lanciert wird, ist noch offen. Mazda betont aber, dass das Prinzip auch auf andere Modellreihen angewendet werden kann und dass sich der clevere Wankel-Range Extender sogar als Notstromgruppe verwenden liesse. Wahrlich ein verblüffendes Comeback für den Rotationskolbenmotor des Felix Wankel. Es passt bestens in unsere um Nachhaltigkeit bestrebte Zeit und zur Maxime von Mazda, alles andere als Mainstream zu sein.