Egger-Lohner-Porsche P1 – der erste Porsche fuhr elektrisch

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Seit dem ersten Sportwagen mit dem Namen Porsche, dem Typ 356 aus dem Jahr 1948, gilt die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG als weltweit führender Sportwagenhersteller. Doch die Geschichte reicht noch viel weiter zurück….

Weltpremiere zum fünften Geburtstag des Porsche-Museums: Die erste Porsche-Konstruktion der Welt "P1"

Weltpremiere zum fünften Geburtstag des Porsche-Museums: Die erste Porsche-Konstruktion der Welt „P1″

1898 präsentierte Ferdinand Porsche mit dem «Egger-Lohner-Elektromobil Modell C.2 Phaeton» (kurz «P1» genannt) die erste Porsche-Konstruktion der Welt. Nach 116 Jahren ist das originale und unrestaurierte Fahrzeug wieder gefunden worden und bereichert künftig die Sammlung des Porsche-Museums, das Anfang 2014 sein fünfjähriges Bestehen feiert. Der P1 ist zweifellos eine technisch-historische Weltsensation. Selbst vielen Porsche-Enthusiasten sind die historischen Wurzeln der Marke kaum bekannt.

Ferdinand Porsche konnte bei der Gründung seines eigenen Unternehmens 1931 in Stuttgart bereits auf eine mehr als 30-jährige Erfahrung in der Konstruktion von Automobilen zurückblicken. Als drittes Kind des Spenglermeisters Anton Porsche und seiner Frau Anna am 3. September 1875 im nordböhmischen Maffersdorf geboren, musste der junge Ferdinand erst seinen Vater davon überzeugen, nicht als Handwerker in die Fußstapfen des Seniors treten zu müssen.

Die Gesamtreichweite des rein elektrischen Porsche P1 betrug schon damals 80 Kilometer.

Die Gesamtreichweite des rein elektrischen Porsche P1 betrug schon damals 80 Kilometer.

Dem jungen Ferdinand gelang dies durch die Elektrifizierung des elterlichen Hauses: um 1890 eine Sensation in der böhmischen Provinz der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie. So durfte Ferdinand Porsche 1893 nach Wien gehen und als Praktikant bei der elektrotechnischen Firma Béla Egger & Co. anfangen. Innerhalb der folgenden Jahre kam der Kontakt zum Wiener Kutschfabrikanten Ludwig Lohner zustande. Dieser hatte ein frühes Gespür für die Veränderungen im Feld der Mobilität. Er entschied sich auch aufgrund der geringen Lärm- und Abgasemissionen für einen elektrischen Antrieb seiner Fahrzeuge. Diesen bestellte er bei der nun Vereinigten Elektrizitäts-AG Béla Eggers.

Im Laufe der ersten Jahreshälfte 1898 hatte sich der junge Ferdinand Porsche endlich durchgesetzt. Sein Konzept einer elektrisch betriebenen Kutsche rollte erstmals am 26. Juni 1898 über die Straßen Wiens. Porsche sicherte sich seine Urheberschaft als Konstrukteur des Egger-Lohner-Elektromobils C.2, indem er in alle wichtigen Bauteile das Kürzel „P1“ (für „Porsche Nummer 1“) schlug und so dem Elektromobil seinen inoffiziellen Namen gab.

Die Leistung des sehr kompakten und nur 130 kg schweren Elektroantriebs betrug 3 PS.

Die Leistung des sehr kompakten und nur 130 kg schweren Elektroantriebs betrug 3 PS.

Die Vielzahl der in diesem Fahrzeug verwirklichten Ideen ist noch heute bemerkenswert. Die Leistung des sehr kompakten und nur 130 kg schweren Elektroantriebs betrug 3 PS. Kurzfristig waren durch Überlastung sogar bis zu 5 PS möglich, womit der P1 bis zu 35 Stundenkilometer erreichte. Die Fahrgeschwindigkeit konnte dabei mittels eines «Controller» genannten Reglers wie im Tram in 12 Stufen gewählt werden. Die Gesamtreichweite des Fahrzeuges betrug mit Bleibatterien im Fahrzeugboden schon damals beachtliche 80 Kilometer. Eine weitere Innovation war die Lohner-Wechselkarosserie, so dass der Wagen sowohl im Sommer als auch im Winter genutzt werden konnte.

Ferdinand Porsche konstruierte 1898 den "P1".

Ferdinand Porsche konstruierte 1898 den „P1″.

Insgesamt entstanden drei Prototypen des Modells. Sie holten umgehend den ersten Porsche-Rennsieg der Geschichte. Im Jahre 1899 präsentierten die Wiener Egger und Lohner den P1 bei der Internationalen Motorenwagen Ausstellung in Berlin. Von 120 Ausstellern gab es alleine 19 Hersteller von Elektromobilen, die ihre Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit im Rahmen einer «Preiswettfahrt für Elektromobile» über eine Distanz von 40 km demonstrieren wollten. Mit drei Passagieren an Bord steuerte Ferdinand Porsche seinen P1 persönlich mit 18 Minuten Vorsprung über die Ziellinie und gewann verdient die goldene Medaille.
Mehr als die Hälfte der Teilnehmer hatten das Ziel aufgrund von technischen Problemen nicht erreicht. Auch in der Wirtschaftlichkeitswertung siegte Ferdinand Porsche, denn sein „P1“ hatte im Stadtverkehr den geringsten Energiebedarf.

In den nächsten Jahren zeichnete Ferdinand Porsche für zahlreiche weitere Innovationen verantwortlich, die erst Jahrzehnte später für den modernen Automobilbau wieder entdeckt werden sollten. Bereits 1900 feierte der Radnabenmotor im Lohner-Porsche seine Premiere. 1902 gingen die ersten Hybrid-Antriebe in Serie. Ferdinand Porsche kombinierte seinen batteriegespeisten Radnabenantrieb mit einem Benzinmotor – quasi der erste Range Extender der Weltgeschichte.

Der berühmte Lohner Porsche von 1900 mit elektrischen Radnaben-Motoren und einem Benzinmotor war das erste Elektrofahrzeug mit Range-Extender.

Der berühmte Lohner Porsche von 1900 mit elektrischen Radnaben-Motoren und einem Benzinmotor war das erste Elektrofahrzeug mit Range-Extender.

Comments (2)

Arno PflaumbaumFebruar 15th, 2014 at 22:04

WOW! Das war der erste Porsche? Wahnsinn! Wenn man sich mal so überlegt, was es für ein Fortschritt zu der damaligen Zeit war und im Vergleich zu heute … Man kann es sich kaum vorstellen. Aber ich finde ihn wirklich sehr schick irgendwie! Wäre gerne mal damit gefahren. :)

FerdinandMärz 5th, 2014 at 10:16

Hallo, wie idyllisch das erste Bild wirkt. Und das war der erste Porsche? Gefällt mir sehr gut und zur damaligen Zeit hätte ich mich garantiert auch für das Modell entschieden. Viele Grüße Ferdinand

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