FIA WEC 2015 – Totaler Schweizer Triumph in Silverstone

Was für ein Saisonauftakt für die Schweizer Autorennfahrer beim 6-Stunden-Rennen von Silverstone: Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro), Neel Jani (Porsche 919 Hybrid) und Sébastien Buemi (Toyota TS040 Hybrid) sorgen für einen historischen Schweizer Dreifach-Triumph und bieten gleichzeitig eine grossartige Show in einem packenden Rennen.

Ein historisches Podest in der WEC mit drei Schweizern auf P1, 2 und 3.

Es geht tatsächlich noch besser: Nach sieben Schweizer Saisonsiegen im Vorjahr und den Positionen 1 bis 3 in der WM-Gesamtwertung kam es gleich beim Auftakt zur Saison 2015 in Silverstone zu einer weiteren Schweizer Premiere: Noch nie waren in der FIA-Langstrecken-WM alle drei Topfahrer zusammen auf dem Podest gestanden.

Fässler vs. Jani: Ein Duell zweier Freunde begeistert
Dabei waren es auch die Schweizer Fahrer, welche für die grösste Unterhaltung beim sechsstündigen, dramatischen Rennen in Silverstone sorgten. Highlight des packenden ersten WM-Laufs der Saison war ein über 30-minütiges Duell zwischen Fässler und Jani. Fässlers Audi war Janis Porsche in den langsameren Streckenpassagen jeweils überlegen, während Jani auf den Geraden mit deutlich höherem Topspeed jede Attacke sofort wieder kontern konnte. Phasenweise kam es zu mehren Positionswechseln pro Runde.

Die Rad-an-Rad-Duelle bei bis zu 270 Km/h begeisterten Motorsport-Fans aus aller Welt – das zeigten die zahlreichen Reaktionen auf den Social-Media-Kanälen. Jani und Fässler, neben der Rennstrecke gute Freunde, bekämpften sich hart aber jederzeit fair. Beide sprachen nach dem Rennen davon, dass das Duell auch deshalb derart spektakulär verlaufen konnte, weil sie gegenseitig vollstes Vertrauen ineinander hatten (siehe auch Quotes).

Dramatische Schlussphase
Dass alle drei Teams in der Schlussphase die Schweizer Fahrer ans Steuer setzten, zeigt welch Vertrauen Fässler, Jani und Buemi in ihren Teams geniessen. Und diese Schlussphase hatte es in der Tat noch einmal in sich.

Spannende WEC: Werksfahrer Neel Jani will im Porsche WEC Le Mans gewinnen, Sébastien Buemi im Toyota den Titel verteidigen.

Nach 6 Stunden trennten die drei Schweizer auf der Ziellinie keine 15 Sekunden. Während Sébastien Buemi in den letzten Runden Druck auf den zweitklassierten Neel Jani machte, versuchte Jani seinerseits Marcel Fässler noch einzuholen. Dass es im Kampf um den Sieg derart knapp wurde, hatte auch mit einer Stop-and-Go-Strafe zu tun, die Fässler eine Viertelstunde vor Schluss von der Rennjury aufgebrummt erhielt. Er hatte bei einem Überrundungsmanöver die Streckenmarkierung verlassen.

Der dreifache Le-Mans-Sieger Marcel Fässler setzte sich am Schluss im Audi zusammen mit André Lotterer und Benoît Tréluyer mit 4,610 Sekunden Vorsprung gegen Neel Jani/Romain Dumas/Marc Lieb im Porsche durch. Das Weltmeister Duo Sébastien Buemi/Anthony Davidson, das dieses Jahr durch Kazuki Nakajima ergänzt wird, folgte im Toyota mit 14,816 Sekunden Rückstand.

André Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Tréluyer gewannen für Audi den WEC-Auftakt 2015 in Silverstone.

Kampf der Giganten ausgeglichen
Die Langstrecken-WM umfasst insgesamt 8 Rennen. Der Saisonhöhepunkt findet mitte Juni mit dem 24-Stunden-Rennen von Le Mans statt. Das Rennen in Silverstone bestätigte den Eindruck der Vorsaison-Tests, dass sich die drei grossen Werkteams – Audi, Porsche und Toyota – auf Augenhöhe befinden. Weitere packende Rennen mit Schweizer Rennfahrern in den Hauptrollen sind zu erwarten.

Resultate
Silverstone (Gb). 6-Stunden-Rennen/Langstrecken-WM. 1. Marcel Fässler/André Lotterer/Benoît Tréluyer (Sz/De/Fr), Audi, 201 Runden. 2. Neel Jani/Romain Dumas/Marc Lieb (Sz/Fr/De), Porsche 4,610 Sekunden zurück. 3. Sébastien Buemi/Anthony Davidson/Kazuki Nakajima (Sz/Gb/Jap), Toyota, 14,816. – WM-Stand (1 von 8 Rennen). 1. Fässler/Lotterer/Tréluyer 25. 2. Jani/Dumas/Lieb 18. 3. Buemi/Davidson/Nakajima 15.

Sieg für Fässler trotz später Durchfahrtstrafe.

Quote Marcel Fässler (Sieger im Audi R18 e-tron quattro): «Bei diesem Rennen stimmt nicht nur das Resultat, sondern es hat auch extrem Spass gemacht. Wir waren ständig im Zweikampf und es ist natürlich schön, dass ich ausgerechnet mit Neel ein derart cooles Duell hatte. Am Anfang wusste ich gar nicht, dass ich mit Neel kämpfe, aber ich spürte rasch, dass der Gegner sehr fair fährt. Wir haben uns immer den notwendigen Platz gelassen. Frustrierend war einzig, dass er mich auf der Geraden immer wieder überholen konnte. Aber es war sicher beeindruckend, die Vor- und Nachteile der verschiedenen Fahrzeugkonzepte zu sehen. Nach der Strafe am Schluss war ich ziemlich sicher, dass wir die Führung verloren hatten. Umso besser, dass es trotzdem gereicht hat. Der Start in die Saison ist besser als im letzten Jahr. Es ist toll zu sehen, dass sich Audi in ganz vielen Details über den Winter verbessert hat.»

Quote Neel Jani (2. im Porsche 919 Hybrid): «Wir sind sehr zufrieden mit dem zweiten Rang. Wir wussten, dass diese Strecke unserem Auto nicht besonders liegt. Trotzdem konnten wir uns von Session zu Session steigern und im Rennen ein tolles Resultat herausfahren. Obwohl es am Ende knapp wurde, ist Audi der verdiente Sieger. Sie waren hier die Stärksten. Alle drei Hersteller sind allerdings enorm nahe beisammen. Das verspricht sehr viel für den weiteren Saisonverlauf.

Der Audi R18 e-tron quattro ist über den Winter entscheidend verbessert worden.

Das Duell mit Marcel hat sehr viel Spass gemacht. Es war sehr fair und Marcel hat mir immer genügend Raum gelassen. Da er in den Kurven derart schnell war, wusste ich, dass ich bei jeder Attacke sofort kontern musste. Sonst wäre er weg gewesen. Dass ich ein derartig spannendes Duell gegen einen guten Freund und einen meiner besten Rennfahrerkollegen fahren durfte, ist besonders schön. Wir haben uns bei bis zu 270 Stundenkilometern hart bekämpft und trotzdem jederzeit dem Anderen vertraut und Platz gelassen.»

Quote Sébastien Buemi (3. im Toyota TS040 Hybrid): «Es war ein schwieriges Rennen für uns. Wir haben vom Start weg stark gepusht und ein paar Dinge ausprobiert. So sind wir mit den Reifen auch Doppelstintsgefahren. Gegen Rennende habe ich versucht den Porsche mit Neel Jani noch aufzuholen, doch dies gelang mir mit alten Reifen leider nicht mehr. Herzliche Gratulation an Audi und Porsche. Sie haben einen tollen Job gemacht. Jetzt geben wir unser Bestes um für Spa bereit zu sein. Dort erhoffen wir uns ein besseres Resultat.»